und sonst
GERADE GELESEN

Ein kleinformatiges Buch, ein lakonischer Titel. Die überwältigende Poesie dieses dichten Romans entsteht besonders in den Zwischenräumen der sorgfältig formulierten und unaufgeregt daherkommenden Sätzen. Ganz leicht folgt man ihnen hinein in diese dörfliche Familiengeschichte der 50 er Jahre in Österreich und gerät in den Sog der dramatischen Ereignisse und deren Protagonisten. So schön und tragisch, bezaubernd und fesselnd, unaufdringlich und ermutigend habe ich schon lange kein Buch mehr empfunden.
Einzig: die zu klein abgebildeten und im Schwarz-Weiß des Ducks versackten Illustrationen von Heinz Egger können sich hier nicht entfaltet und wären besser zu Hause geblieben.
Gnadenlos analytisch und zugleich hochpoetisch macht Ines Geipel uns den Magen rein von etwaigen Ostalgie-Reminiszensen. 1960 geboren als Tochter eines in geheimer Stasi-Mission marodierenden Vaters, dessen Prügel die Brutalität und Menschenverachtung des Systems an die eigenen Kindern expediert, nimmt sie die Krankheit und den Tod des jüngeren Bruders in der Nachwendezeit als Ausgangspunkt einer gesellschaftlichen Autopsie. Von familiären Verstrickungen in Naziverbrechen über die Entlarvung des von der kommunistischen Partei kreierten Buchenwald-Mythos hin zum Schweigegelübde einer ganzen Nation, drückt sie die Faust in mangels Vergangenheitsbewältigung nicht heilende Wunden und offenbart plausibel und gut belegt, was im halben – oder ganzen – Land im Argen liegt.
Vorweg: ein optisch und haptisch sehr ansprechendes Buch. Inhaltlich im Wesentlich getragen von einer Idee, die genau genommen ein Szenario der utopischen Gegenwart beschreibt: Eine (Kampf?) Lesbe gründet so etwas wie einen Orden, der sich zur Aufgabe macht, die Atommüllager dieser Erde und dazu auch noch so einiges an immateriellem Kulturgut auf lange Sicht zu hüten und zu wahren – gegen das Vergessen und die Ignoranz der Gesellschaft. Ja, o.k., eine nicht unspannende Idee. Doch leider nicht ganz schlüssig: wieso sollte das Wissen um die Brisanz des strahlenden Erbes verloren gehen? Abgesehen von dem genannten Setting passiert nicht wirklich was – keine Entwicklung, weder der Figuren, die seltsam sachlich bleiben, noch der leicht variierten Situationen.
GERADE BESUCHT
„Seltene Erden“ lautet der Titel der Ausstellung von Tom Sachs in den Deichtorhallen Hamburg. Mit großer Intensität und in gewaltiger räumlicher Dimension hat Sachs hier sein Nasa-Parallel-Universum materialisiert. Ein umgebauten Camper, Arbeitsstationen mit ausgetüftelter Werkzeugordnung, Rampen, Monitoren, Kontrollstaionen, Nasa-Sprech, Indoktrinierungsstellen, Raketenabschußbasis bilden einen ausufernden Kosmos, der den Betrachter, die Betrachterin fasziniert, zweifelnd, staunend, mit gewecktem Spieltrieb und überraschten Auflachern durch den Raum driften läßt. Mit abstrusem technischem Perfektionismus und einem komplexen praktisch-philosophisch-poetisch
anmutendem Regelwerk präsentiert Sachs das Rüstzeug für ein gelingendes (künstlerisches) ArbeitsLeben.
Das menschliche Treiben auf diesem blauen Planeten in Wissenschaft, Forschung und Expedition und eigentlich in allen Bereichen wird hier in seiner ganzen Größe, seinem Wagemut, seiner Menschlichkeit und Unzulänglichkeit offenbar. Wo ist der Sinn? Schon sind wir wieder bei der Kernfrage, die zu stellen wohl schon als Ziel zum Weg gelten kann. Das alles ist anrührend, tröstlich, witzig, dramatisch und absurd.
Und plötzlich ist sie da, die Erkenntnis: es gibt nur eine „Seltene Erde“!
Tom Sachs Space Programm: Rare Earths bis 10. April 22 Deichtorhallen Hamburg
Die STRICKTATORENPARADE
Hier ein Vorschlag zur Herstellung nützlicher Nadelkissens zum selbst Benutzen oder Verschenken: die STRICKTATOREN-Reihe läßt sich beliebig ergänzen. Please Enter your Pin!


Und so geht’s: je nach Wolldicke und gewünschter Größe 30 – 40 Maschen auf ein Nadelspiel verteilen. In wechselnden Farben bis in die gewünschte Höhe glatt rechts stricken. Am Ende des Kopfes gleichmäßig Maschen abnehmen (am Anfang und in der Mitte jeder Nadel jeweils zwei Maschen zusammen stricken. Mit geeignetem Füllmaterial ausstopfen, unten zunähen. Arme und Beine absteppen, Hals durch durchgezogenen Faden verengen. Dann nach Belieben ausstatten mit Gesicht, Haaren und anderen Details. Wer möchte, kann noch einen gehäkelten Aufhänger anbringen. Zu guter Letzt: ab in den Gebrauch – hier sind Eure Nadeln gut aufgehoben!
OLDSCHOOL-SOCKEN-STRICKEN
Stricken beruhigt und ist darüber hinaus auch noch nützlich. Die Hände haben was zu tun, der Geist kann schweifen oder sich kontemplativ versenken. Die Welt wäre ein besserer Ort, wenn mehr Menschen ihre überschüssige Energie oder Langeweile in Sockenstricken investierten! Und die fertigen Teile werden gerne genommen – meine Erfahrung. Ich empfehle wunderbar vorgemusterte Socken-Wolle in gelegentlich abenteuerlichen Farbkombis, die einen beim Stricken überraschen. Die JoJo-Ferse ist – wenn erstmal begriffen – eine gute Wahl, um die Kurve am Fuß zu kriegen. Anleitungen in allen medialen Formen finden sich im Netz – oder klassische gedruckt im Wollgeschäft Eures Vertrauens.

Und dann wären da noch die PERLENSTAUCHER



Perlenstaucher sind Pulswärmer, die aus der Trachtenmode kommen. Das Prinzip ist einfach und doch raffiniert: sehr kleine Perlen werden – bei mehrfarbigen Mustern in genau festgelegter Reihenfolge – auf die dünne Wolle gefädelt und dann entsprechend abgestrickt. Für Anfänger sind einfarbige Muster zu empfehlen. Konsequentes Zählen und genaues Hinschauen bilden hier die Basis des Erfolgs…
Die Ergebnisse sind sehr ansprechend, aber auch nützlich. Ich trage sie hier eigentlich immer in der kalten Zeit. Von den oben gezeigten Beispielen habe ich das erste und dritte Paar selbst gestrickt, das mittlere stammt aus Lettland, das untere bekam ich von meiner Freundin Ulla Herz geschenkt, die mir dieses komplexe Muster (zu Recht) nicht zugetraut hat. Danke nochmal, ein echter Freundschaftsbeweis!!!